Medizinisches Cannabis hat in den letzten Jahren weltweit an Aufmerksamkeit gewonnen und wird von vielen Menschen als eine vielversprechende Option zur Linderung von Schmerzen und anderen Gesundheitsproblemen betrachtet.
Seit 2017 setzte ich regelmäßig Cannabis bei der Schmerztherapie ein, neben vielen Erfolgen gibt es auch einige ernüchternde Beispiele in der täglichen Praxis. In diesem Artikel möchte ich über die Schattenseiten aufklären und auch erklären, wieso ich Cannabis sehr restriktiv verschreibe.

Negative Wesensveränderungen und psychische Gesundheit

Eine der größten Sorgen im Zusammenhang mit medizinischem Cannabis ist die mögliche Auswirkung auf die psychische Gesundheit der Patienten. Die Cannabinoide wie THC und CBD beeinflussen bestimmte neurologische Rezeptoren, der Missbrauch oder die übermäßige Verwendung von medizinischem Cannabis kann zu negativen Wesensveränderungen führen. Zu den möglichen Auswirkungen gehören Angstzustände, Paranoia, Halluzinationen und eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit für psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen und Schizophrenie.

Die National Academy of Sciences veröffentlichte eine Studie im Jahr 2017, die darauf hinweist, dass der langfristige Gebrauch von Cannabis das Risiko für die Entwicklung von Stimmungsstörungen und psychotischen Symptomen erhöhen kann. Dies ist ein ernstes Anliegen, insbesondere für Menschen, die bereits anfällig für psychische Gesundheitsprobleme sind.

Verschlechterung des depressiven Zustandes

Ein weiterer Nachteil von medizinischem Cannabis ist die potenzielle Verschlechterung depressiver Zustände. Obwohl einige Patienten berichten, dass Cannabis vorübergehend Linderung von Depressionen bietet, gibt es Hinweise darauf, dass die langfristige Verwendung zu einer Verschlimmerung der Symptome führen kann. Es kann die Motivation und die Fähigkeit, sich auf alltägliche Aktivitäten zu konzentrieren, beeinträchtigen.

Eine Studie in der Fachzeitschrift "JAMA Network Open" aus dem Jahr 2019 fand heraus, dass die Verwendung von Cannabis bei Menschen mit depressiven Symptomen mit einem erhöhten Risiko für Suizidalität in Verbindung gebracht wurde. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Vorsicht bei der Verwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Depressionen.

Nebenwirkungen

Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei medizinischem Cannabis potenzielle Nebenwirkungen, die berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören Schwindel, Müdigkeit, Gedächtnisprobleme, Mundtrockenheit und Übelkeit. Ein weiteres ernstes Risiko ist die Abhängigkeit und Entzugserscheinungen, die auftreten können, wenn die Verwendung abrupt eingestellt wird.

Fazit

Medizinisches Cannabis kann zweifellos in bestimmten Situationen eine wirksame Behandlungsoption sein. Es kann Schmerzen lindern und bei einigen Gesundheitszuständen eine Verbesserung bewirken. Dennoch ist es entscheidend, die potenziellen Nachteile und Risiken nicht zu vernachlässigen. Negative Wesensveränderungen, Verschlechterung depressiver Zustände, mögliche Nebenwirkungen und das Risiko der Abhängigkeit sind ernsthafte Bedenken, die im Gespräch mit einem qualifizierten Arzt oder Therapeuten erörtert werden sollten.

 

Quellenangaben:
1) National Academy of Sciences. "The Health Effects of Cannabis and Cannabinoids: The Current State of Evidence and Recommendations for Research." 2017.
2) NIH study. " Cannabis use may be associated with suicidality in young adults " June-2022