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Vorwort zu den Studien

Ketamin ist ein sehr stark wirkendes Medikament und kann bei falscher Anwendung auch zum Atemstillstand führen.

Behandlungen mit Ketamin sind invasive Eingriffe, die Risiken sind vergleichbar mit einer ambulanten Narkose.
Die Behandlung mit Ketamin sollte nicht leichtfertig gestartet werden und erfolgt in meiner Praxis erst 24Std nach einer ausführlichen Untersuchung und Aufklärung.

Risiken und Nebenwirkungen

  • Ketamin, ein Anästhetikum und Analgetikum, hat sowohl medizinische als auch psychiatrische Anwendungen. Neben seinen therapeutischen Vorteilen hat es jedoch auch potenzielle Nebenwirkungen. Hier ist eine kurze Übersicht:

Häufige Nebenwirkungen:

  • Psychische Effekte:

    • Halluzinationen: Besonders bei höheren Dosen können lebhafte Halluzinationen auftreten.
    • Dissoziative Zustände: Ein Gefühl der Trennung vom eigenen Körper oder der Umgebung.
    • Verwirrung und Desorientierung: Oft unmittelbar nach der Verabreichung.
  • Kardiovaskuläre Effekte:

    • Erhöhter Blutdruck: Eine häufige Reaktion.
    • Tachykardie (schneller Herzschlag): Vor allem bei hohen Dosen.
  • Gastrointestinale Effekte:

    • Übelkeit und Erbrechen: Besonders nach intravenöser Gabe.
  • Neurologische Effekte:

    • Schwindel und Benommenheit: Diese Symptome können kurz nach der Einnahme auftreten.
    • Kopfschmerzen: Besonders bei langfristiger Anwendung.
       

Seltener auftretende Nebenwirkungen:

  • Atmungsprobleme:

    • Atemdepression: Selten, aber möglich bei sehr hohen Dosen.
  • Blasenprobleme:

    • Zystitis: Chronischer Gebrauch kann zu Blasenentzündungen führen.
  • Abhängigkeit und Missbrauchspotenzial:

    • Suchtgefahr: Bei wiederholtem Gebrauch, besonders außerhalb medizinischer Aufsicht.
  • Langfristige Nebenwirkungen:

  • Kognitive Beeinträchtigungen:

    • Gedächtnisprobleme und Konzentrationsstörungen: Bei längerfristiger Anwendung.
  • Psychische Effekte:

    • Anhaltende psychotische Symptome: Bei prädisponierten Personen möglich.
       

Sicherheitsvorkehrungen

  • Überwachung: Besonders bei hohen Dosen oder bei Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist eine Überwachung notwendig.
  • Vermeidung von Selbstmedikation: Aufgrund des Missbrauchspotenzials sollte Ketamin nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden.
  • Diese Übersicht fasst die häufigsten und wichtigsten Nebenwirkungen von Ketamin zusammen, wobei individuelle Reaktionen variieren können.

Nebenwirkungen Psychische Effekte

Um das Risiko von Halluzinationen, dissoziativen Zuständen setze ich in meiner Praxis nur die neuer Form von Ketamin das s.g. Esketamin in Kombination mit weiteren Präparaten i.V. ein.

Die Kombination hat sich über viele Jahre in der Anästhesie bewährt.

Einstufung der Verfahren

Ketamin Narkosen / Infusionen 45min bis zu mehreren Tagen bei Chornischen Schmerzen ist noch nicht als Standartbehandlung etabliert. Ketamin wird als "Off Label use" zur  Behandlung von Schmerzen verwendet. Es gibt zahlreiche Studien mit meist positiven Ergebnissen.  

Ketamin Infusionen meist ca. 45min zur Behandlung von z.B. Zwangsstörungen, Drogenkonsum, Depressionen sind nur teilweise Erforscht. Es gibt einige positive und auch negative Studien zu den Behandlungskonzepten. Die Behandlung ist als "Experimentell" / Therapieversuch einzustufen. 
Die Risiken der durch die Behandlung sind soweit bekannt nur auf die bekannten Nebenwirkungen beschränkt. Eine adverse Reaktion / Verschlechterung ist nicht auszuschließen

Therapieablauf aus 3 Studien

In den folgenden 3 Absätzen habe ich je Studie den beschriebenen Ablauf, sowie die Auswahl der Patienten und die zu erwartenden Ergebnisse dargestellt.

Es handelt sich um kleine Studien, die meiner Meinung nach serös gemacht worden sind und die positiven Aspekte sachlich bewertete haben. Weitere klinische Studien sind erforderlich. Falls alle anderen Therapie Optionen nicht erfolgreich waren oder auch nicht angewendet werden können, könnte Ketamin als möglicher Off-Label Therapieversuch besprochen werden.   

Behandlung von komplexem regionalem Schmerzsyndrom (CRPS) mit Ketamin-Infusion

Studie: "Subanesthetic Ketamine Infusion Therapy​​"

Subanesthetic Ketamine Infusion Therapy: A Retrospective

Analysis of a Novel Therapeutic Approach to Complex Regional

Pain Syndrome Downloaded from academic.oup.com/painmedicine/article/5/3/263/1828569 

Therapievorschlag

Medikament: Ketamin

Dosierung und Ablauf: Beginn mit einer niedrigen Dosis von etwa 10 mg/h, schrittweise Erhöhung bis zum Auftreten von leichten Nebenwirkungen wie ein Gefühl der Trunkenheit. Die Therapie wird dann mit der höchsten tolerierbaren Dosis fortgesetzt, solange der Patient einen Nutzen zeigt und die Nebenwirkungen tolerabel sind.

Behandlungsdauer: Typischerweise 4-5 Tage.

Intervall und Wiederholungen: Bei Rückfall kann eine zweite oder dritte Infusion erforderlich sein, mit einer deutlich verbesserten Ansprechrate und einer längeren schmerzfreien Periode nach wiederholter Behandlung.

Erwarteter Erfolg

Nach der ersten Infusion: Ca. 54% der Patienten bleiben ≥3 Monate schmerzfrei; 31% ≥6 Monate.

Nach der zweiten Infusion: 58% der Patienten erleben eine Schmerzfreiheit für ≥1 Jahr; etwa 33% bleiben >3 Jahre schmerzfrei.

 

 

Wirksamkeit von Ketamin bei Zwangsstörungen (OCD)

Neuropsychopharmakologie (2013) 38, 2475–2483; doi:10.1038/npp.2013.150; veröffentlicht online am 17. Juli 2013

In der Studie zur Bewertung der Wirksamkeit von Ketamin bei Zwangsstörungen (OCD) wurden die Patienten mit einer Dosierung von 0,5 mg/kg Ketamin behandelt. Hier ist eine Zusammenfassung der Behandlung ohne Placebo, basierend auf den Informationen aus dem Artikel:

Medikament: Ketamin, ein nicht-kompetitiver NMDA-Glutamatrezeptor-Antagonist.

Dosierung: 0,5 mg/kg, intravenös verabreicht.
Dauer der Gabe: Jede Infusion dauerte 40 Minuten.

Anzahl der Wiederholungen: Jeder Patient erhielt zwei Infusionen, die mindestens eine Woche auseinander lagen. Aufgrund signifikanter Carryover-Effekte (anhaltende Wirkung über die erwartete Dauer hinaus) wurden jedoch nur die Daten aus der ersten Infusion für die weitere Analyse verwendet.

Erwartete Verbesserung:

Nach 3 Tagen: Die Studie dokumentiert spezifisch schnelle Effekte innerhalb von Stunden nach der Infusion, allerdings ohne spezifische Angaben zu 3 Tagen nach der Infusion.

Nach 14 Tagen: Die schnellen Effekte von Ketamin auf OCD-Symptome (insbesondere die Reduktion der Zwangsgedanken) wurden hauptsächlich innerhalb der ersten Woche nach der Behandlung beobachtet. Es gibt keine spezifischen Daten für den Zeitraum von 14 Tagen nach der Infusion im Artikel.

Mehr als 30 Tage: Die Studie berichtet nicht über Langzeiteffekte von Ketamin über die erste Woche hinaus. Aufgrund der Carryover-Effekte scheint es jedoch, dass die Wirkung von Ketamin auf die OCD-Symptome länger anhält als bisher angenommen, wobei keine konkreten Daten für den Zeitraum nach mehr als 30 Tagen vorliegen.

Die Schlussfolgerungen der Studie heben hervor, dass Ketamin schnell wirkende anti-obsessionelle Effekte bei einigen Patienten erzielen kann, die für mindestens eine Woche anhalten können. Die zukünftige Forschung muss klären, wie dauerhaft diese Effekte sind und warum einige Patienten mehr als andere von der Behandlung profitieren.

Ketamin kann schädliches Trinken durch pharmakologisches Umschreiben von Trinkgedächtnissen reduzieren

Zusammenfassung der Studie: "Ketamin kann schädliches Trinken durch pharmakologisches Umschreiben von Trinkgedächtnissen reduzieren" Ketamine can reduce harmful drinking s41467-019-13162-w

Um einen erfolgreichen Ablauf für einen Alkoholentzug basierend auf den Erkenntnissen der oben genannten Studie zu planen, die die Wirksamkeit von Ketamin in Verbindung mit dem Abrufen von Gedächtnisinhalten zur Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums untersucht, sollten folgende Schritte berücksichtigt werden:

 

1. Voruntersuchung und Auswahl der Teilnehmer

Zielgruppe definieren: Personen identifizieren, die problematisch Alkohol konsumieren, jedoch keine schwere Alkoholabhängigkeit aufweisen.

Medizinische und psychologische Bewertung: Potenzielle Teilnehmer sollten umfassend medizinisch und psychologisch untersucht werden, um sicherzustellen, dass sie für die Behandlung geeignet sind und keine Kontraindikationen für die Verwendung von Ketamin vorliegen.

2. Informations- und Vorbereitungsphase

Aufklärung der Teilnehmer: Die Teilnehmer über den Ablauf der Behandlung, mögliche Risiken und Nebenwirkungen von Ketamin sowie über das Ziel der Studie aufklären.

Einwilligung einholen: Sicherstellen, dass alle Teilnehmer ihre informierte Zustimmung geben.

3. Durchführung der Behandlung

Gedächtnisabruf: Durchführen einer strukturierten Sitzung, um Alkohol-bezogene Erinnerungen (MRMs) abzurufen. Dies könnte durch die Konfrontation mit alkoholbezogenen Reizen wie Bildern oder Gerüchen erfolgen.

Ketamin-Infusion: Unmittelbar nach dem Gedächtnisabruf Ketamin intravenös verabreichen. Die Dosierung und Dauer der Infusion sollten von medizinischem Fachpersonal überwacht werden.

4. Nachsorge

Monitoring und Unterstützung: Nach der Infusion sollten Teilnehmer überwacht werden, um eventuelle akute Nebenwirkungen zu managen.

Follow-up-Sitzungen: Regelmäßige Nachuntersuchungen planen, um den langfristigen Erfolg der Behandlung zu bewerten und Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der Alkoholabstinenz zu bieten.

Zusätzliche Therapien: Ergänzende Behandlungen wie kognitive Verhaltenstherapie oder Selbsthilfegruppen empfehlen, um die Behandlung zu unterstützen und Rückfälle zu vermeiden.

5. Evaluation und Anpassung

Datenerfassung und Analyse: Sammeln und analysieren von Daten über die Wirksamkeit der Behandlung in Bezug auf die Reduzierung des Alkoholkonsums und die Verbesserung der Lebensqualität der Teilnehmer.

Feedback der Teilnehmer nutzen: Rückmeldungen von Teilnehmern zur Feinabstimmung des Programms nutzen, um die Effektivität und Teilnehmerzufriedenheit zu erhöhen.

6. Forschung und Entwicklung

Wissenschaftliche Auswertung: Die Ergebnisse sollten wissenschaftlich ausgewertet werden, um die Wirksamkeit des Ansatzes zu validieren und zu veröffentlichen, damit andere Forscher und Praktiker davon lernen können.

Dieser Ablaufplan basiert auf den Ergebnissen der Studie, die die Rolle von Ketamin bei der Modifikation von Alkohol-bezogenen Gedächtnisinhalten betont, und sollte von Fachpersonal in einem kontrollierten medizinischen Umfeld durchgeführt werden.