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Methadon in der Schmerztherapie - Baden Baden

Methadon in der Schmerztherapie

In der letzten Zeit hat die altbekannte Substanz – D,L-Methadon die Schlagzeilen erobert. Es wurde über positiven Effekten in der Tumortherapie bei gleichzeitigem Einsatz vom razemischen Methadon zusammen mit Zytostatika berichtet. Dementsprechend wurden viele Hoffnungen in krebskranken Menschen geweckt. Die Berichte basieren soweit auf präklinischen Studien, entweder auf Zellkulturen oder in Tiermodellen. Prospektiven, randomisierten Studien müssen noch durchgeführt werden.
Abgesehen von der Diskussion über antineoplastischen Effekte, stellt Methadon ein sehr interessantes Schmerzmittel dar.


Methadon und deren Eigenschaften

  • Erstsynthese 1939  und Patent 1941 durch IG Farben – der Patent wurde 1945 durch die Alliierten aufgehoben
  • Razemat – Mischung aus jeweils 50% Levomethadon der über Opioidrezeptoren wirkt (direkte Schmerzlinderung) und Dextromethadon, der als Antagonist von NMDA Rezeptoren wirkt. Durch den NMDA Antagonismus ergeben sich positive Wirkungen bei neuropathischen Schmerzen. Zusätzlich werden Effekte auf Serotonin- und Noradrenalin im Nervensystem und antidepressive Wirkung.
  • L-Methadon – pures Levomethadon, in der Substitutionstherapie bei Drogensucht angewendet
  • Sehr gut fettlöslich, dadurch gut durch Mundschleimhaut und im oberen Gastrointestinaltrakt resorbierbar.
  • Metabolisierung in der Leber über 2 Enzyme (CYP3A4 und CYP2D6) – daraus resultieren potentielle, gravierende Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
  • Kann Herzrythmusstörungen verursachen – es wurden aufgrund dessen Todesfälle in der Substitutionstherapie beschrieben. Die Dosierungen waren lediglich deutlich höher als die in der Schmerztherapie.

Vorteile von Methadon

  • Günstig in der Herstellung im Vergleich zu anderen Opiaten
  • Kann über die Mundschleimhaut resorbiert werden, was eine effektive Schmerzkontrolle bei Patienten die nicht schlucken können ermöglicht (Palliativmedizin)
  • Kann Vorteile in der Therapie von Nervenschmerzen bieten und dadurch Notwendigkeit zusätzlichen Koanalgetika (Pregabalin, Duloxetin) reduzieren

Gefahren bei Methadon-Anwendung

  •  Metabolisch bedingte, gavierende Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich.
  •  Herzrythmusstörungen – vor Beginn der Therapie ist zwingend eine EKG Untersuchung und Bestimmung der QTc-Zeit notwendig. Bei QTc-Zeit länger als 500ms ist Anwendung von Methadon kontraindiziert.
  •  Schwierige Aufdosierung und Kumulationsgefahr aufgrund von langen und wechselnden Halbwertszeit von durchschnittlich 24 Stunden (je nach Patienten kann es von 15 bis 60 Stunden betragen)
  • Ziemlich Ausgeprägte Nebenwirkungen während der Einstellungsphase – vor allem Übelkeit und Erbrechen

Zusammenfassung

Methadon ist eine interessante schmerztherapeutische Alternative, sollte aber nur durch entsprechend ausgebildete Ärzte angewendet werden. Vor allem während der Einstellungsphase ist ein enger Kontakt zwischen dem Patienten und dem Therapeuten notwendig um Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und therapieren. Die beschriebenen gravierenden Komplikationen wurden hauptsächlich in der Substitutionstherapie beobachtet – zu beachten ist, dass die dort eingenommenen Dosierungen deutlich höher als in der Schmerzbehandlung sind.